Tango, Steaks und nette Menschen
Im Laufe der Woche sind alle Crewmitglieder so nach und nach einegtrudelt. Buenos Aires, für die meisten von uns im touristschen toten Winkel, ist definitiv eine Reise wert. Eine neue schöne Hafencity mit unserem Liegeplatz im Puerto Madero mitten drin, grenzt direkt an den Prachtteil der Argentinischen Haupstadt aus dem 19. Jahrhundert. Per Shuttleboot des Yacht Clubs gelangt man von der HASPA Hamburg direkt in das alte Herz der Stadt. Hier ist das Leben geprägt von der selbstbewussten Gelassenheit der Pertenos/Portenas, wie sich die Bewohner/innen von Buenos Aires selbst nennen. Das Strassenbild ist für eine 10 Millionen Stadt des südlichen Hemisphäre sauber und ordentlich, kleine Geschäfte und Kioske haben sich die Erdgeschosse der ehemaligen Prachtbauten gesichert. Die teuren und exclusiven Geschäfte und Galerien sind in die wohlhbenden Stadtteile nördlich des historischen Zentrums abgewandert. Es ist absolut kein Problem sich eine Woche lang in Buenos Aires umzutun, es gibt viel interessantes zu entdecken, und die Preise sind auch ok. Wir haben es kaum bis über die Grenzen des zentralen Stadteils Microcento hinaus geschafft, von einigen Abstechern in das benachbarte San Telmo im Südosten und Palermo im Nordwesten einmal abgesehen, und haben uns definitiv nicht gelangweilt.
Bemerkenswert ist das Essen hier: Es besteht im wesentlichen aus Steaks, gelegentlich gibt es bestenfalls noch eine kleine Fleischbeilage (Blutwurst und ähnlich Schmackhaftes). Salat, oder Gemüse sind dem Porteno auf dem Teller offenbar suspekt. Auch der Fisch scheint zu einer geschützen Art zu gehören, jedenfalls muss man ihn auf den Speisekarten angestrengt suchen. Einen hochwertigen Kopmpromiss bieten die Burger (natürlich jenseits der 200 gramm und gutes Rind) der 180 Burger Bar, ein von einem
Eigentümerkollektiv bertriebener Imbiss mit postrevolutionärem Charme und zwei Niederlassungen, mit für die Angestellten und Eigentümer erträglichen Öffnungs- und Arbeitszeiten von 12:00 16:00 Uhr. Während dieser Zeit ist die Hütte aber grammelt voll mit Burgergourmets in Touristenshorts und Massanzügen gleichermassen. Zu den Burgern gibt es die wahrscheinlich besten Pommes (Patas genannt) der Stadt. Wer immer in Buenos Aires ist und kein Steak will, ist hier richtig!
Neben dem Fussball (Boca Juniors und River Plate) ist Buenos Aires kulturell vor allem vom Tango geprägt. Der Tango Novize lernt sehr schnell den Unterschied zwischen dem klassischen Tango (á la Gardel) und der eher modernen Variante (z.B. eines Astor Piszzola) kennen. Affectionados kaufen Achallplattenaufnahmen nach Datum und Interpret spezifiziert, es gibt Plattenläden die ausschliesslich Tango Feinkost führen. Ob dazu auch Machwerke wie tangofizierte Aufnahmen der Beatles (die Fab Four werden hier in hohen Ehren gehalten, nirgendwo gibt es so viele Beatles Memorabilia wie hier) zu zählen sind, ist allerdings zweifelhaft. Geliches gilt übrigens für die Variante Tango Electron, den der intellektuelle Kritiker als Crossover von Gardel und Kraftwerk bezeichnen würde. Na ja, man muss ja auch nicht alles essen, was einem vorgesetzt wird, desgleichen gilt fürs Zuhören.
Wirklich schön und grundsätzlich empfehlenswert sind die sogenannten Milongas. Das sind Tango Veranstaltungen, auf denen oftmals auch vorgeschaltete Tangokurse für Anfänger angeboten werden, und sehr gute Livemusik geboten wird. Dabei gibt es leider aber auch speziell für Touristen angelegte Events, die nicht so authentisch und vor allem ohne Livemusik) sind. Die HASPA Crew hatte aber das Glück am Mittwoch einer Milonga der besseren Art beizuwohnen. Max und Niels haben sich sogar getraut als lernwillige Tangoschüler aufzutreten (letzterer ist unter dem Kampfnahmen El Hombre Aleman der Tangogemeinde jetzt ein Begriff). Viele Grüße von Bord senden Hanns und Crew