Nordsee, Nebel, Wind und Wellen
Wie jedes Jahr kurz vor Pfingsten ruft Helgoland die deutsche Segelszene auf die Nordsee. Auch die Schiffe des HVS waren wieder sowohl für die Nordseewoche als auch für die Skagen Rund. Nach gründlichen Vorbereitungen, inklusive Poloshirts, Notfallkontakten und Einkaufsplanung ging es am Freitag Morgen, den 21.Mai 2010 von Glückstadt aus in See. Nach dem Einkaufen und einigen Arbeiten an der Norddeutschen Vermögen Hamburg ging es nach Cuxhaven, wo die restliche Crew eintraf.
Nachdem sich die gesamte Crew, wie für eine Meisterschaft erforderlich, hat Kontrollwiegen lassen, ging es um 19 Uhr zur ersten Wettfahrt der Deutschen Seesegelmeisterschaft, den Zubringer von Cuxhaven auf den roten Felsen. Nach einem nicht so guten Start holten wir unter Land aufgrund geringeren Gegenstroms gut auf und konnten bis nach Helgoland einen siebten Platz rausfahren. Die Strecke war von nordwestlichen Winden um 3 Bft. geprägt, sodass wir kreuzen mussten. Abends ging alles schnell in die Koje, um am am kommenden Tag ausgeschlafen segeln zu können. Samstags erwachten wir bei herrlichem Sonnenschein und genossen eine erste Wettfahrt östlich der Düne. Die Regattaleitung hatte einen Dreieckskurs vorbereitet, sodass wir unsere Manöverkenntnisse unter Beweis stellen konnten. Trotz der gemischten Crew und Ausfällen der B&G Anlage, segelten wir gut. Auch die zweite Wettfahrt lief trotz einsetzendem Seenebel ziemlich gut und wir konnten die Konkurrenz (Bank von Bremen, Aquis Granus, etc.) hinter uns lassen.
Wider aller Erwartungen sollte es für dieses Wochenenden die letzte Wettfahrt gewesen sein. Am Sonntag lichtete sich der Nebel kein Stück und die Wettfahrtleitung bekam keine Starterlaubnis. So dümpelten wir drei Stunden im Nebel auf offenem Meer und traten dann unverrichteter Dinge das Hafenrennen an. Am Ende belief es sich auf einen 8. Platz der Internationalen Deutschen Seesegelmeisterschaft.
Gefeiert wurde wie immer zur Nordseewoche ausgelassen und fröhlich. Wir haben es nicht übertrieben, hatten aber unseren Spaß.
Montags nahmen wir uns eine Auszeit und bereiteten den Start für das Skagen Rund vor. Einkaufen, Wetter, nochmal Duschen, etc. Einige stiegen aus und nahmen die Fähre zurück nach Cuxhaven, andere stiegen ein.
Um 18 Uhr starteten wir auf die 500 Meilenstrecke, für die anfangs Winde bis zu 35 Knoten aus Nordwest und 5 Meter See angesagt waren. Durchaus Wetter, dass einer zweiten Überlegung bedarf, ob wir starten sollten. Die Entscheidung viel kurz vor dem Start, mit der Begründung, dass ein Ablaufen ja jederzeit möglich sei. So starteten wir in einen herrlichen Abend und sahen die Winduhr kontinuierlich ansteigen. Später zogen wir das 2. und 3. Reff ein und wechselten von der G3 auf die G4. Abgesehen von einigem Unwohlsein hatten wir keine nennenswerten Probleme, das Schiff lief gut und segelte uns zwischenzeitlich auf den zweiten berechneten Platz. Die NV kann es also doch noch ganz nach vorne schaffen!
Vor Ringköbing erreichte uns dann leider der Seenotruf der SY Sinfonie Sylt, woraufhin wir abdrehten und als erster an der Unglücksstelle waren. Laut Meldung drohte die Sinfonie aufgrund von Wassereinbruch zu sinken und wir machten uns auf eine Bergung von geschätzten zwölf Besatzungsmitgliedern gefasst. Dazu kam es jedoch aufgrund der schnellen Hilfe der dänischen Küstenwache nicht. Nachdem die Elektrik der Sinfonie Sylt ausgefallen war und nur noch die Handfunke zur Verfügung stand, übernahmen wir die Übermittlung von und an Lingby Radio, der zuständigen Küstenfunkstelle. Die Besatzung wurde letztendlich von einem Hubschrauber aus den Rettungsinseln abgeborgen und das Schiff von Fischern in Schlepp genommen. Keines der fünf Besatzungsmitglieder wurde verletzt. Positiv erstaunt waren wir über die Intensität der Rettung. Neben Fischern und Hubschrauber, waren nach nur einer Stunde rund 4 Frachter zur Stelle.
Uns kostete die Bergung insgesamt 3 Stunden, woraufhin wir das Rennen aufgaben und nach Cuxhaven abdrehten. Überrascht waren wir, dass trotz des Notrufs kein anderer Segler zur Unglücksstelle kam, obwohl das Gebiet von einem 50 Schiffe umfassenden Regattafeld gekreuzt wurde. Anschließend genossen wir einen windigen und schnellen Ritt zurück in die Elbe. In Cuxhaven waren wir Mittwoch morgen um 2 Uhr.
Um 7 liefen wir, nachdem sich ein Teil der Crew verabschiedet hat, wieder aus, um noch tagsüber die Kanalfahrt nach Kiel hinter uns zu bringen. Aufräumen, Putzen, gut Kochen, Segel waschen und trocknen, stand nach dieser nassen Nacht auf dem Programm. Kiel erreichten wir in den späten Nachmittagsstunden und vertäuten die Norddeutsche Vermögen im Britisch Kiel Yacht Club.
Skipper: Jan Gallbach
Crew (gesamt): Daniel, Arne, Telse, Lasse, Andres, Joachim, Gerd, Meinhard, Malte, Janne , Antoine, Paul und Max