Happy Together
Mittwochabend Treffen in Kiel, die Starter des Blue Ribbon Cups werden verabschiedet, es pfeift und regnet aus allen Löchern. Wir machen gemütlich das Schiff seetauglich und statten der frisch aufgehübschten „Thea“ ein Becken weiter einen Besuch ab. Legen am nächsten Morgen gut gefrühstückt am Kieler Yacht Club ab, 2. Reff im Groß, Genua 5 ist und bleibt Vorsegel unserer Wahl für diese Tour Richtung Norden, dänische Südsee, wie man sie bei jedem Wetter nennt. Ausreffen ins 1. gegen Mittag verheißt schonmal Besserung, die Sonne kommt durch. Kurs Kleiner Belt, Årøsund fest um 1910. Dorfbummel am niedlichen Badehotel vorbei, fürs Baden ist es sogar uns zu kalt. Doch rechtzeitig wieder an Bord, um das Welcome-Dinner für Eva vorzubereiten, die nach Schicht im UKE und stundenlanger Bahnfahrt völlig entspannt in diesem kleinen Hafen zu uns findet.
Tags darauf schipperte „Lady Brovi“ uns pünktlich zum Kaffeestündchen auf die Insel Lyø, da wollte sie unbedingt nochmal hin – unser Skipper auch. Also anlegen längs des Fährkais, Tiefe kein Problem, bei der Reiseplanung kam uns jahrzehntelange Vorbereitung zugute. Dass Fahrräder wie bestellt am Kai stehen, ist allerdings der dänischen Lässigkeit zu verdanken: Lyø-Rund, Brombeeren und Mirabellen naschen, 24 Höhenmeter überwinden, stop-over beim Insel-Købmand zum Eis essen und Tuborg Grøn bunkern, als Aperitif zum zum stilvollen Pasta-Dinner à la Alexander im Kerzenschein. Fast hätten wir den Mondaufgang verpasst. Eva dämmert allmählich, dass HVS-Segeln auch so geht, und Abenteuer aus zusammen vielleicht 150 Jahren an Bord vereinter Vereinsgeschichte werden von diversen Seiten beleuchtet.
Samstagmorgens Sprint-Etappe: Ankunft zum Frühstück in Fåborg. Der Picknicktisch steht schon an Land bereit, gedeckt wird reichlich. Stadtrundgang, Besuch im Fåborg Museum mit der Tour-prägenden Ausstellung „Happy Together“ des zeitgenössischen Künstlers Ulrik Møller. Auf dem Weg zurück Richtung Hafen haben wir unseren Skipper völlig zu unrecht im Arrestmuseum an den Pranger gestellt und spontan eine Seekajak-Tour unternommen, um auch ordentlich Hunger zu kriegen auf das Skippers-Dinner im „Spisehuset“: Rejer-Cocktail, varmrøget Laks und Sauvignon Blanc.
Sonntagssegeln zurück nach Kiel, Frühstück wird unterwegs gereicht. 14-18 Knoten Wind, ordentlich alte Welle – stört keinen. Im Gegenteil, überglückliche Steuerleute Eva und Henning. Für die Chroniken ist unser Marinemaler Eckart an Bord. Richtung Kieler Bucht wird der Himmel dunkler. Aber es hilft ja nix, wir müssten zurück, machen fest, klaren auf. Neben uns schrauben die Störtebeker, rauschen wie im Fahrstuhl in den Mast und Henning meint ganz leise: „Wie wir vor 50 Jahren, genauso verrückt wie wir.“
Es grüßt euch die Crew mit lässigen 146 sm im Gepäck, 10 km Fahrrad gefahren, 1 Stunde gepaddelt, unzähligen Minuten Lachen, vielen verschlungen Leckereien, guten verkosteten Weinen. „Day and Night“ sehr glücklich drei Generationen vereint an Bord der „Lady Brovi“: Eva Romswinkel, Simone Rickert, Georg Christiansen, Eckart Frankenberger, Alexander Holstein, Henning Rocholl und Frank Renken