Grüße vom Diesel-Kreuzfahrtschiff!
Bordbericht 03.06.2021
Position: 04.06.2021, 00:45 Uhr - 35° 08.458 N 030° 30.619 W
Moin!
ein sonniger und entspannter Segeltag geht zu Ende. Der Wind hat seit letzter Nacht deutlich abgenommen und endete heute Abend in der bereits angekündigten Flaute.
Nun also die gestern versprochene kleine Erklärung, warum wir so planbar in ein Flautenloch fahren müssen:
Wie ihr ja alle wisst, segeln wir zu den Azoren und dort gibt es ein sehr berühmtes Wettersystem, was im Sommer auch unser Wetter in Deutschland nicht unwesentlich beeinflusst. Hierbei handelt es sich um das aus Funk und Fernsehen bekannte Azorenhoch. Der Name kommt daher, dass das Zentrum dieses Hochdruckgebiets oftmals im Bereich der Azoren liegt und das ist letztlich die Erklärung. Im Zentrum des Hochruckgebiets ist der Luftdruck am größten (aktueller Wert: 1030hPa) und der Abstand der Isobaren zueinander ist relativ groß, was einer geringen Druckdifferenz zum umliegenden Gebiet und damit zu wenig (bis garkeinem) Wind führt.
Diese Flaute wird uns bis Freitag Mittag/Nachmittag begleiten. Sobald der Wind aus Westen kommt wissen wir definitiv, dass wir den Kern des Hochdruckgebietes passiert haben. Warum? Auf der Nordhalbkugel dreht sich der Wind im Hochdruckgebiet um den Kern im Uhrzeigersinn. Von Süden auf den Kern zukommend kommt der Wind aus Osten, passiert man den Kern kommt er nördlich davon aus Westen :) Dieser Westwind sollte uns dann die letzten 100-150 Meilen nach Horta bringen. Bis der Wind wieder einsetzt spielen wir eine Zitterpartie mit unseren Dieselvorräten. Spannend wird, wie viele Liter wir für das Anlegemanöver zurückhalten können werden.
Die Nacht über wird uns das Schnurren des Dieselmotors und ein schöner Sternenhimmel begleiten.
Liebe Grüße
Gerrit, Johanna, Eva, Fine, Bernhard, Laurids und Jan
Bordbericht 04.06.2021
Position: 05.06.2021, 04:48 UTC 37° 47.500 N 029° 01.384 W
Moin Ihr Lieben,
Es begann in der letzten Nacht, wo wir unter einem wunderschönen Sternenhimmel motorten. Während man Mond- und Sonnenschein ja regelmäßig wahrnimmt, durften wir uns letzte Nacht am Jupiterschein erfreuen, welcher auf der Wasseroberfläche schimmerte. So hell hat ihn von uns zumindest noch nie jemand wahrgenommen. Wirklich schön und faszinierend, was so ein kleienr Punkt am Himmel an Leuchtkraft entwickelt.
Gegen 03:30 Uhr ging dann der Mond auf. Als sich langsam die zunächst rötliche Mondsichelspitze am Horizont abzeichnete, sah es so aus, als ob sich ein Geisterschiff nähert. Der zunehmende Mondschein hat unserem Jupiter dann aber doch seine Grenzen im Punkt Leuchtkraft aufgezeigt.
Nach Sonnenaufgang bekamen wir Besuch von ganz vielen Delfinen. Die Freiwachen wurden zwar noch geweckt, aber waren dann doch leider wieder einen Tick zu spät an Deck. Nicht so schlimm wie sich später rausstellen sollte.
Da sonst der Diesel die Arbeit erledigte, gab es tagsüber nicht all zu viel zu tun und so lagen die meisten an Deck oder in ihren Kojen. Bis aufeinmal wieder Unruhe auf der Wasseroberfläche zu beobachten war. Wieder kamen ganz viele Delfine auf die HASPA zugeschwommen und begleiteten uns ein gutes Stück. Dieses Mal konnten auch alle rechtzeitig an Deck geholt werden und das Spektakel genießen. Dieses Ereignis sollte sich im Laufe des Tages noch dreimal wiederholen und immer wieder war es so schön mit anzusehen, wie die Delfine vor dem Bug oder im Heckwasser unserer roten Lady umherschwammen und uns regelrecht eskortierten. Ein besonderes Highlight wurde dies nach Einbruch der Dunkelheit, weil die Delfine sowie die Fischschwärme die sie jagden ein mystisches Meeresleuchten umgab. Einfach wunderschön!
Zum Nachmittagsessen gab es heute ganz rustikal Spaghetti mit Pesto oder welche Soße man noch so im Schrank gefunden und im Laufe der Reise für gut befunden hatte . Vielleicht kein Gericht mit der sonst gezeigten Rafinesse, aber satt und zufrieden waren wir trotzdem.
Gegen 15:00 Uhr sollte der Motor nun notgedrungen in die Zwangspause geschickt werden, da unsere restlichen Dieselvorräte für das Anlegemanöver vorgehalten werden müssen. Bevor wir aber das Vorsegel hochgezogen haben, war es nochmal Zeit für eine Abkühlung und so sprang die ganze Crew (natürlich nicht alle auf einmal) bei 3.400 Meter Wassertiefe in das kühle blaue Nass. Hierbei hat Eva unerfreulicherweise mit einem umhertreibenden und im Grunde unsichtbaren Tentakel einer portugiesischen Galeere Kontakt aufgenommen, was eine ziemlich schmerzhafte Erfahrung war. Eva ist aber wieder sicher an Bord und wird mit allem was die Pharmaindustrie und Bordküche an Hausmitteln zu bieten hat, versorgt.
Nun ging aber wirklich wieder das Vorsegel hoch und die HASPA segelt langsam aber sicher bei Windgeschwindigkeiten zwischen 6 und 8 Knoten zu unserem Ziel - Horta.
Damit soll es das auf diesem Kanal gewesen sein. Wir befinden uns auf den letzten 50 Seemeilen und raven durch unsere letzte Nachtwache.
Wir hoffen, dass wir euch mit unseren Berichten einen kleinen Einblick in unser Bordleben geben konnten und danken euch dafür, dass ihr unsere Reise so begeistert mitverfolgt habt!
An dieser Stelle auch nochmal ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Landstelle. Jan hat sehr, sehr viel Zeit aufgewendet, um im Hintergrund technische Fragen zu klären, die Bordberichte zu verschicken und vor allem die ganzen privaten Nachrichten zu sortieren und an die richtigen Empfänger weiterzuleiten. Gerüchten zur Folge, war der Nachrichtentraffic bei dieser Fahrt rekordverdächtig hoch und überstieg das Aufkommen der letzten HVS-Langstrecken um ein vielfaches. Also nochmal danke, danke, danke lieber Jan!
Es grüßen ein letztes Mal
Gerrit, Fine, Bernhard, Johanna, Laurids, Eva und Jan