Glückstadt – Oslo / Norshipping Race 2017
Am Montag, den 29.05.2017, war es endlich wieder soweit – SEGELN!! Nach 2,5 Tagen erreichten wir aus Glückstadt kommend die norwegischen Gewässer vor Oslo.
Nach einer freudigen und herzlichen Begrüßung in Glückstadt
konzentrierten wir uns darauf, uns ausgiebig mit der "BroaderView" vertraut zu machen. Hierbei lagen Einweisung in die Technik, Navigation und Sicherheitsunterweisung, sowie die Einteilung der Crew in die beiden Wachen im Fokus.
Um 16:34h bei hieß es – „Leinen los!“. Bei herrlichstem Sonnenschein, null
Wind und noch leicht auflaufendem Wasser ging es erst einmal unter Maschine gemütlich gegenan. Im Laufe des Abends und bei bester Stimmung passierten wir die Fahrwassertonne 4 und liefen fortan nordwä rts, nun bereits mit der Tide und parallel zur Nordfriesischen Küste, Richtung Dänemark. Gegen Abend setzte endlich der erhoffte Wind aus NO ein, so dass wir unter Groß + GIII mit 7-9kn durch die ruhige See gen Sylt segeln konnten. Die Besegelung war optimal für die vorherrschenden Bedingungen. Nach kurzem Einschlafen des sehr drehfreudigen Windes pendelte er sich– Pellworm querab – auf NW ein.
Wir erlebten herrliches Segeln trotz leichter Bewölkung und kleinerer, seebedingter Unpä sslichkeiten. Der abrupte Übergang vom Alltag auf die hohe See ist und bleibt gewöhnungsbedü rftig. Jedoch entschädigte eine muntere Kolonie von Seehunden vor der Südspitze von Sylt und sorgte für frischen Wind und Abwechslung.
Mit großen Schritten näherten wir uns unserem Ziel dank stark mitlaufender Strömung. Wir rauschten nun mit durchschnittlich 10kn Fahrt über Grund Richtung Norden. Die Jammerbugt ü berquerten wir problemlos mit leichtem Schrick in den Schoten – einfach nur herrliches und moderates Segeln. Wir konnten nun etwas abfallen und weitere Ruhe ins Boot bringen. Kurs Oslofjord lag an! Im Skagerrak briste es zwar auf, doch die bestehende Sturmwarnung für Skagerrak und Olsofjord wurde sukzessive herabgestuft, und das Zentrum des Tiefdruckgebietes verlagerte sich deutlich südwärts. Auch die angekündigten Wellen bis zu 3m Höhe blieben deutlich unter der Vorhersage.
Mitten auf dem Skagerrak begegneten wir ungewöhnlicher Weise einem nicht näher identifizierbaren Marineverband, was kurzzeitig für Irritationen in der Crew sorgte. Der ausschlaggebende Grund hierfür war, dass eines der Marineschiffe aus dem Verband ausscherte, und bei langsamer Fahrt für ca. 10 Minuten direkt Kurs auf uns nahm. Die Peilung stand, und jeglicher Versuch der Kontaktaufnahme scheiterte. Nach kurzer Zeit bzw. einer gefühlten Ewigkeit, entspannte sich die Situation wieder, und wir rauschten raumshots mit Windgeschwindigkeiten bis 30kn und bei Topspeeds von knapp 20kn nur unter Groß + GIII die Restdünung hinunter.
Mittwoch, 31.05.2017 – Nach knapp zweieinhalb Tagen erreichten wir in der Dämmerung den Oslofjord. Da es die Wetterbedingungen zuließen, und wir es bevorzugten den Oslofjord bei Tageslicht zu besegeln, entschieden wir uns für einen Abstecher nach Hankö – Sommersitz des norwegischen Königshauses. Hankö ist ein besonders schöner, idyllischer Ort. Für uns außerdem ein idealer Zwischenstopp nach knapp 3 Tagen auf See. Wir wollten die Umgebung erkunden und machten direkt Bekanntschaft mit der lokalen Bevölkerung. Sie zeigten uns, wie wir das Abendessen mit zwei randvollen Eimern frischer Austern bereichern konnten. Durch harten Ernteeinsatz erarbeiteten wir uns dabei im knietiefen Wasser unser überraschendes Amuse- Gueule: Diese Atlantikaustern wurden über Ballastwasser
eingeschleppt und sind nicht gerne gesehen, schmecken aber vorzüglich. Im Gegenzug für die gefischten Austern ließen wir halb versehentlich, halb aus Höflichkeit ein Handy auf dem Meeresboden von Hankö zurück, das auch mehrerere Tauchversuche nicht mehr eborgen werden konnte. Der Ort ist ab sofort per Handyortung jederzeit wieder auffindbar.
Nach kurzer Nacht, denn es wurde nur für ca. zwei Stunden dunkel, liefen wir am folgenden Morgen um 10 Uhr aus Hankö mit Kurs auf unseren Zielhafen Oslo aus. Unter GII wurde hierbei der ein oder andere Schlag durch zahlreiche Untiefen und teils wenig verlässliches Kartenmaterial durchaus zur Herausforderung. Später konnten wir Gennaker setzen, den wir erst kurz vor Oslo wieder bergen mussten. Bei Wind zwischen 15 – 20kn, Sonne und Gennaker den Oslofjord hinaufzusegeln war für uns alle ein tolles Erlebnis. Die Stimmung an Bord war wie immer gut. Um 15:00 Uhr machten wir fest in Oslo Aker Brygge.
Nun liefen die Vorbereitungen für das bevorstehende "Norshipping Race 2017" auf Hochtouren. Nach einem äußerst anständigen Frühstück am Freitag waren wir trotz weniger Stunden Schlaf bereit und hochmotiviert für das Race. Wir empfingen vor dem Start fünf neue Crewmitglieder, Mitarbeiter vom DNVGL-Headquarter in Oslo, die nicht zuletzt aufgrund ihrer Revierkenntnisse und Borderfahrung in jeder Hinsicht eine Bereicherung unserer Crew waren. Bei leichten Winden war eine raffinierte Taktik und Strategie gefragt. Am Ende konnten wir nach einem spannenden Rennen den 2. Platz von sechs teilnehmenden Yachten sichern und so den Lokalmatadoren Paroli bieten. Für die Gastfreundschaft sowie die insgesamt sehr gelungene Veranstaltung möchten wir uns im Namen der gesamten Crew an dieser Stelle herzlich bedanken.
Jakob und Crew