Es geht wieder los!
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Noch ein letzter Blick auf den Wetterbericht und dann ab ins Auto und auf nach Kiel. Moderate Winde um 9 bis 10 Knoten in der Förde und im Verlauf des Wochenendes Sonnenschein. Geht´s besser?
Die Sachen sind gepackt und die Vorfreude ist groß. Schon lange scharren wir mit den Füßen, um endlich wieder auf die Planken unserer Schiffe zu kommen. Und nun läßt die Landesverordnung auch das Segeln mit 10 Menschen im freien Raum wieder zu. Optimale Bedingungen für Tagestouren mit unseren Schiffen.
Schon seit Wochen trainiert die Crew der SY Störtebeker jeden Dienstag 1 1/2 Stunden im Online-Modus Kraft und Ausdauer. Burpees, climbers, pull-ups, planks, squats - für die Generation des Turnvater Jahns: Liegestütz und Strecksprünge im Wechsel, Liegestütz mit Beinwechsel und auch sonst keine wirklichen Überraschungen - die "Quälerei" hat sich auch über die Generationen nicht verändert. Und das beste Zeichen für den Trainingserfolg - der immer weniger starke Muskelkater im Anschluß.
Schneller als der Wind
Und nun - endlich ein verlängertes Trainingswochenende an Bord. Wir treffen uns am Donnerstag gegen 10. Bei den meisten ist die Beschäftigung mit unserem neuen Schiff eine Weile her. Deshalb verwendet Skipperin Katrina etwas mehr Zeit für die Einweisungen in Technik, Segelgarderobe und Sicherheit.
Und dann hieß es nur noch, Schwimmwesten an und ablegen. Kaum sind die Segel oben und das Schiff „springt an“. Bei anfangs noch 5 kn Wind aus Nord-West stehen die wenigen Schiffe in der Förde und dümpeln vor sich hin..... und die Störtebeker zieht mit 7 kn durch die See. Nach wie vor einfach unglaublich - unglaublich faszinierend, unglaublich begeisternd, unglaublich schön.
Hinter Friedrichsort beginnen wir mit dem Race-Mode. Die Positionen sind verteilt, die Abläufe abgesprochen. Jetzt gilt es das Zusammenspiel zu optimieren. Klar zur Wende - re, Kite hoch, Genoa runter, klar zu Halse – rund achtern, Kite runter, mal in Lee, mal in Luv mit dem Kiwi-Drop, einfach an der wieder gesetzten Genoa ins Vorluk gezogen.
Für den ersten gemeinsamen Törn schon ganz ok. Nach den ersten zwei Stunden Pause, Debriefing, schnell etwas hinter die Kiemen und dann wieder los. Der Wind nimmt im Laufe des Tages zu und die selbst abgesteckten Kurse dienen einem vorgegebenen Manöverplan.
Auf den Jumbo-Displays ist die optimale Performance des Schiffes vorgegeben. Wir wissen zu jeder Zeit, ob wir das Schiff optimal segeln. Wenn nicht, wird am Trimm optimiert, bis wir mindestens die 100% Performance erreichen oder - was immer häufiger der Fall wird - überschreiten. Das Schiff zieht seine Bahnen durch die See. Uns begegnende Schiffe und deren Crews nutzen die Gelegenheit, Photos zu schießen. Offensichtlich zieht die Störtebeker die Aufmerksamkeit auf sich.
Nach gut 5 Stunden laufen wir gegen 17:30 Uhr wieder ein. Beim Anlege-Drink werden die Manöver durchgesprochen - was lief gut, wo können wir noch besser werden. Skipperin und Crew sind für den ersten Tag zufrieden. Die Stimmung an Bord ist großartig.
In Vorbereitung des nächsten Tages stellen wir noch auf die Regattasegel um.
Besonders gut war, wie sich alle an Bord füreinander einsetzen. Echtes Teamwork. Eine vernünftige Basis, um darauf aufzubauen.
Aufgrund der Tagestour-Regelung fahren alle wieder nach hause, schlafen im Bulli oder bei Freunden, die noch ein Bett übrig haben.
Von langen Armen und kurzen Beinen
Am nächsten Morgen legen wir bereits um 10:30 Uhr ab. Heute fahren wir in veränderter Besetzung. An Bord sind von den 12 Regattateilnehmern "nur" 8 Crew. Einige wenige konnten klausurbedingt noch nicht dabei sein. Und da wir im Fastnet-Race mit wechselnden Wachen fahren, ist es wichtig, daß möglichst viele Positionen mindestens doppelt besetzt werden können. Außerdem geht es heute verstärkt in das „Finetuning“. Gespräche werden auf reine Manöverabsprachen reduziert. Alle sitzen auf der Kante, der Bootstrimm spielt auf diesem Boot eine übergeordnet wichtige Rolle. Die Störtebeker ist extrem reaktionsstark bei der Verlagerung von Gewicht. Ein Riesenvorteil, wenn die Disziplin stimmt. Konsequentes trimmen auf der Kante, aktives Fahren von Segeln und Backstagen, ununterbrochene Kommunikation zwischen Großtrimm und Steuer, Vorsegeltrimm und Vorschiff, Vorsegeltrimm und Steuer usw. Bei jeder Wende wird der Wechsel von denjenigen, die auf der Kante sitzen angezählt und dann im geschlossenen Sprung von einer Seite auf die andere genutzt, um die Geschwindigkeit im Boot zu halten. "Die Wende war zu langsam, die Halse war zu schnell, das Segel kann noch schneller dichtgenommen werden ...." die Anzeigen am Mast zeigen unmißverständlich auf, ob wir uns noch verbessern können oder nicht - und natürlich geht es immer noch besser. Unglaublich, wie das Schiff auf nur kleinste Änderungen reagiert, schneller wird oder langsamer. Die Mannschaft ist konzentriert. Die inzwischen an Bord gebrachten fehlenden Segel, wie z.B. der Code-Zero werden auf entsprechenden Kursen ausprobiert. Mit jedem Manöver werden die Arme immer länger und die Abstände zwischen den Tonnen – also die „Kurs-Beine“ – immer kürzer.
Wir sind alle froh über unsere vielen Workout-Trainingsrunden. Soll noch mal jemand sagen, Segeln sei kein Sport. Muskeln, Pumpe und Kondition werden gefordert - und immerhin liegen ja noch zwei weitere Tage vor uns.
Liebe Grüße wünschen Arne, Bende, Rickmer, Marvin, Josefin, Tobi, Katrina und Achim!