Die Längengrade purzeln
Kaum war der letzte Bericht an euch abgeschickt, kam aus der Navi noch weit vor Point Alpha die Ansage: "Gennaker hoch! Der Wind hat weiter achterlich gedreht und weht konstant aus südlichen Richtungen." Endlich hatte uns also das lang ersehnte Tief eingeholt und beschehrt uns seitdem kräftige achterlichen Winde. Entschuldigt daher, dass wir uns gestern nicht gemeldet haben. Wir waren einfach zu sehr mit dem Segeln beschäftigt, welches nach wie vor aufgrund von Regen und Nebel richtig schön nass ist! Kaum zu glauben, dass wir auf einer Strecke von über 1000 Meilen die Momente mit Sicht über ein paar Bootslängen an einer Hand abzählen können...
So passierten wir in der vorangegangenen Nacht relativ schnell und unspektakurär Point Alpha. Ein Etmal von 258 Meilen besagt alles ;-) Leider scheinen die anderen mindestens genauso schnell zu sein :-( Aber das bringt uns nicht aus der Ruhe. Lediglich das stetige tak..tak..tak..tak..tak ... niiiiiiii..niiiiii.niiiii. der Gennaker-Trimmer und zunehmende Nässe unter Deck stört ein wenig das Glücksgefühl. Nasse Schlafsäcke und dass unsere Rudergänger in Ölzeug dösen, macht die NV nicht gerade wohnlicher.
In stocktiefer Nacht tönte es dann aus dem Funkgerät: "Ship in Position ..." Wir waren unverkennbar gemeint, denn andere Schiffe gibt es in Funkreichweite nicht. Also ran an die Funke: Die Rambler hatte uns auf dem Radar, konnte uns nicht zuordnen, da unser AIS aufgrund der Toplampe offensichtlich nur eingeschränkte Reichweite hat. Kaum war die Irritation aufgelöst, kam die Antwort: "Wir machen 25 Knoten und passieren gleich in 0,9 Meilen Abstand an BB. Rambler Over". Gut zu wissen, auch wenn wir sie Dank des Nebels eh nicht gesehen haben.
Lange Diskussionen, ob der A3 nun durch Pamela (G2) zu ersetzen sei, um nicht zuviel Höhe zu verschenken und auf dem Großkreis zu bleiben, beendete der A3 noch vor der Dämmerung von selbst, indem er sich aus dem Tylasker der Schot befreite. Pam ging hoch und der A3 zur gottseidank positiven Sichtung unter Deck. Die Nacht über liefen wir unter Pam 10,5 Meilen und wechselten nun heute Morgen mit rechtsdrehenden Winden auf den Spi. Mittlerweile heißt es von Deck wieder "Ringeldingding" und die Speedrekord ist auf 20,2 kn hochgeschnellt. Wir geben die Hoffnung nicht auf und haben reichlich Spaß! Skipper Eike meinte nur: "Das sieht ja so aus, als würde das endlich mal ein Transat mit überwiegend achterlichen Winden werden". Die Rennen 03 und 07 wurden ja eher an der Kreuz entschieden. Die anstrengendste Position hat mittlerweile auf jeden Fall der Rudergänger. Wir versuchen unserem Ausbildungsziel nachzukommen und den Pool der Rudergänger unbeschadet auszuweiten.
Trotz des eher ungemütlich schnellen Wetters essen wir nach wie vor für Racing Standards ausgesprochen lecker. Unsere Urlauber (die für den Tag wachfreien) kochen selbst bei dieser See noch exellent Kartoffellpüree mit Spiegelei und Kochschinken. "So ein Ferientag ist super!" bestätigt auch Hetti, unsere heutige Urlauberin. Wir danken ihr den heißen Kaffe, Tee und Snacks... Aus der Notfallbox sind nunmehr die Brausetabletten im Umlauf und ein Wärmepflaster zu Einsatz gekommen. Weiteres ist noch lange nicht erforderlich...
Es grüßen euch mit nur noch 1500 fehlenden Meilen* Andrés, Hetti, Gustav, Eike, Johan, Katrin, Jan, Jerôme, Christoph, Johannes und Max
* Nach Deutschland sind es doch noch ein bisschen mehr...
Position: 47° 46'.735N 044° 00'.116 W
SOG: 12 kn
COG: 066°
Wind: 230° 22 kn
Setup: Volles Groß und S4
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