Die Hoffnung stirbt zuzletzt
Die letzten drei Tage waren psychisch unglaublich anstrengend. In der Flaute zu liegen und mitanzusehen, wie sich der herausgefahrene Abstand zu den Konkurrenten stetig verringert. ging jedem an Bord an die Substanz.
Die Wettervorhersagen sind aktuell sehr schwer zu deuten und viele Wettermodelle entsprechen nicht den aktuellen Bedingungen. Der Rechner glüht jedenfalls, um den für uns optimlen Weg durch dieses anspruchwsvolle Revier zu finden. Je tiefer wir in den Kanal fahren, desto mehr wird der Verkehr zuznehmen. Ständige Achtsamkeit und hohe Konzentration sind gefordert.
Das Wetter ist sehr wechselhaft. Viele Schauer mit starken Winddrehern kennzeichnen unsere aktuelle Lage. Die Windgeschwindigkeit schwankt momentan zwischen 13 und 22 Knoten, kommt aber zu unserem Wohlwollen noch aus achterlicher Richtung. Die Temperaturen sind deutlich angenehmer geworden, als auf dem Nordatlantik.
Noch treibt uns der A4 Genacker ziemlich gut voran. Die Winschen und Schoten ächzen und quietschen und sind lautstark zu hören und zu spüren. Wir haben manchmal sogar das Gefühl, dass die vielen Trimmgeräusche die immer wieder erscheinenden Delfinschulen abschrecken, weil diese sich nach ungewohnt kurzer Spielzeit verabschieden. Es wird sichtlich hart an Deck gearbeitet, um unseren Vorsprung zu sichern. Was uns ein wenig den Magen verdreht sind die Wetterprognosen der nächsten 48 Stunden. Sehr wenig Wind aus drehender Richtung passt uns so garnicht in den Plan und wir sind gespannt, wie gut wir uns da durchmogeln können. Die Hoffnung, dass sich alles zu unseren gunsten dreht, stirbt immer zuletzt an Bord. Die Laune ist weiterhin enorm gut. Es wird viel geblödelt und gescherzt und dennoch hart und konzentriert gearbeitet.
Wir sind gespannt auf die Kanalpassage und richten allen, die unser Rennen verfolgen viele Grüße von Bord aus!