Der erste volle Tag in der Flaute
Tag 16 auf See. Und wir suchen weiter nach Wind. Von Anfang an wurden wir vor der Flaute vor Rio gewarnt und doch sind wir überrascht, wie wenig hier gerade tatsächlich passiert. Wer unseren Track letzte Nacht verfolgte, der hat sich vermutlich schon über unsere komische Route gewundert. Die ganze Nacht konnten wir eher von Treiben als von Segeln sprechen, machten mehr Meilen nach Süden als nach Westen und erst in den frühen Morgenstunden kam eine leichte Brise auf. Für ungefähr 2-3 Stunden konnten wir bei durchschnittlich sechs Knoten Fahrt weiter Richtung Rio segeln, bis der Wind sich wieder verabschiedete. So tingeln wir aktuell ca. 300 Meilen vor Rio, der Luvtrimm hat sich zu einem konsequenten Leetrimm entwickelt, und die Zeit wurde genutzt, um unter Deck wieder klar Schiff zu machen. Alle nassen Klamotten, also eigentlich alles, was wir dabei haben, wurde am Heckkorb zum Trocknen aufgehangen und die Segel zum Trocknen an Deck gelegt. Manch einer würde behaupten, wir gleichen jetzt einem orientalischen Wäschedampfer. Außerdem wurde eine intensive Kontrolle aller Bilgen durchgeführt und überall gründlich durchgewischt.
Der einzige Vorteil der Flaute: Das Schiff ist endlich wieder gerade, die blauen Flecken werden nicht mehr, das Klettern wird auch weniger und es gibt endlich wieder Kaffee!
Ansonsten hat sich im Vergleich zu den letzten Tagen nicht viel verändert. Wir sind alle gut aus dem Tief rausgekommen und die einzige Beschwerde ist der Salzüberschuss, trotz kurzer Süßwasserdusche. Das Thema Babypuder als Hilfsmittel teilt die Crew aktuell in zwei Lager: Das eine sieht ratlos und leicht angewidert dabei zu, wie das andere freudig und kaum bekleidet in einer Staubwolke verschwindet. Ansonsten ist die Stimmung weiterhin sehr gut, das Wasser tiefblau und meistens scheint die Sonne. Auch die Squalls haben uns bisher größtenteils verschont, wobei eine weitere Dusche dem Schiff und der Crew durchaus gut tun würde. Im Regattafeld sieht es aktuell ganz gut aus. Die double handed gesegelte Class40 "Mussulo 40", unser treuer Begleiter und sichtbarster Konkurrent seit tausenden Meilen, ist aktuell wieder ein wenig näher an uns dran. Nichts persönliches, aber wir hatten uns das anders vorgestellt und sind gespannt auf den Position Report morgen Mittag. Wir versuchen weiterhin den kleinen Vorsprung zu halten, aber in der Flaute kann alles passieren...
Viele liebe Grüße von der Cape2Rio Crew vom warmen Südatlantik!