Cabo de Hornos 2.0
Wir haben das große Sehnsuchts-Ziel vieler Segler erreicht - die Umrundung Kap Hoorns! Was für ein toller, intensiver Segeltag. Nachdem die bürokratischen Hürden überwunden waren (eine Aktion von locker zwei Stunden), alle nötigen Papiere besorgt und Erklärungen abgegeben waren, konnten wir endlich los. Da wir in Puerto Williams nur bei Hochwasser auslaufen können, haben wir das Abendhochwasser genutzt und sind bei leichtesten Winden unter Gennaker aus dem Beagle Kanal gen Osten an berauschender Kulisse vorbeigesegelt. Leider drehte der Wind und wurde immer weniger, so dass wir teilweise die Nacht durchmotoren mussten. Wir steckten den Bug aus der geschützen Inselwelt und lernten dort das Wetter mit seinen Umschwüngen kennen, für das Kap Hoorn berüchtigt ist. Da wir von West nach Ost ums Kap fahren wollten, ging es gegen den Uhrzeigersinn um das komplette Inselarchipel Kap Hoorns. Dort erwarteten uns dann auch Kap-Hoorn-typische Windgeschwindigkeiten von bis zu 42 Knoten true Windspeed.
Mit dann kleiner Besegelung konnten wir bei kräftigen Winden die Wellen optimal nutzen und um die südlichste der Inseln herumsurfen. Mit drittem Reff und unter Genua 5 ließ sich auch die Rückreise sicher bewerkstelligen. Bei Kaiserwetter und perfektem Segelwind ging es dann zwischen den Inseln Feuerlands halbwinds und raumschots zurück in das uns inzwischen bekante Puerto Williams. Begleitet wurden wir dabei von Pinguinen, Albatrossen, unzähligen Walen mit ihren charakteristischen Atem-Fontainen und von Delfinen. Das Ganze muss man sich vor der schier unglaublichen Kulisse des im Abendlicht versinkenden Feuerlands vorstellen!
Schließlich haben wir bei Wiederannäherung an den vorübergehenden Heimathafen Puerto Williams bei Sonnenuntergang erkannt, dass eine zünftige Mahlzeit her musste. Es gab ja auch Kap Hoorn-Opfergaben wieder
aufzufüllen... Also haben wir unter Mißachtung der bescheidenen Rahmenbedingungen der Kombüse (real nur eine Flamme mit ziemlich ineffektiver Gasfüllung) den Versuch eines RISOTTO del CABO DEL HORNOS unternommen: viel Gemüse geschnibbelt, vorgegart, aber weniger als al dente, Reis aufgesetzt unter ständigem Rühren mit dem vermeintlich einzigen, aber abgebrochenem Holzlöffel in dafür zu engem Kochtopf... Die fehlende Bouillon wurde durch argentinischen Tetrapack-Wein ersetzt. Mit viel Geduld hat sich die Kombüsen-Crew damit durchgearbeitet, bis das Endergebnis "schlotzig" wie im Kochbuch war. Währenddessen hat die Decks-Crew die HASPA HAMBURG an der Boje von Puerto Williams angelegt. So konnte man sich in der engen Messe zu elft versammeln und sich die Bäuche mit Risotto unter Parmesan vollschlagen. Dazu gab es das PATAGONIA-Bier. Wer noch Platz unter dem Sixpack hatte, konnte noch Dosen-Obst als Schluß-Stein für den Magen nachlegen... So konnte dann auch der 28-Stunden-Tag mit Tourismus-Highlights an berühmtem Felsen abgeschlossen werden: bon nuit! Nun haben wir im Übrigen auch die Gewissheit, dass sich die vielen warmen
Klamotten gelohnt haben - man braucht sie hier wirklich. Leider musste uns gestern auch schon wieder unser Crewmitglied Sebastian
verlassen - die Arbeit hat gerufen. Auch seine Abreise war von
bürokratischen Hürden begleitet. Einfach mal so von Chile nach Argentinien mit einem der Weltenbummler auf eigenem Kiel überzusetzen war einfach nicht drin. Er musste schließlich das Flugzeug für die 200 sm nach Punta Arenas nehmen. Er wird uns später hoffentlich von einer spannenden, 12 Stunden langen Busreise "all the way back to" Ushuaia erzählen...
Heute haben wir den Morgen wieder einmal mit Behörden-Gängen, kleinen Einkäufen für die anstehende autonome Phase, Dieselkanister nachfüllen etc. verbracht. Nach dem Auslaufen (12.00h) haben wir dann auch endlich gefrühstückt: dieses Mal eine andere Variante von Zwiebeln, Tomaten, Eiern mit Speck (ist in Chile im Gegensatz zu Argentinien=Ushuaia bezahlbar). Also, es gab aus der Hotelküche tellerweise Spiegeleier mit verschiedenen Zutaten... Aktuell fahren wir im Beagle-Kanal gen Westen und freuen uns auf die kommenden Erlebnisse in den schneebedeckten Anden-Ausläufern. Soeben begegneten wir dann wieder Arved Fuchs, der mit seiner Dagmar Aaen in Gegenrichtung unterwegs ist. Nachdem unser Schlauchboot mit E-Motor gerade verstaut war, musste dieses Gefährt wieder schnell zu Wasser gelassen werden, damit wir beide rot-weißen Boote nebeneinander fotografieren konnten. Arved gab uns noch ganz schnell die richtigen Tipps für die hoffentlich allerbesten Ankerbuchten auf unserer anstehenden Route. Übrigens plant er seine Rückkehr nach Hamburg irgendwann im August...
Es grüßen Alexander, Chriggel, David, Vincent, René, Jan, Jonas, Helmut, Torben und Davina