Bericht Tag 6 und 7:
Nachdem wir, wie berichtet, am späten Freitagabend mit einer Halse unseren
Bug gewechselt haben, um Kurs St. Lucia anzulegen, sind wir unter besten
Bedingungen in die Nacht gestartet. Dabei hat sich mal wieder das enorme
Geschwindigkeitspotential unserer HASPA gezeigt; unter 4,5er und vollem
Gross sowie bei zunehmendem Wind bis 25 Knoten raumschots und einer im
Mittel drei Meter hohen Welle von hinten war es nur eine Frage der Zeit bis
wir wieder Geschwindigkeiten von um die 20 Knoten sehen sollten. Im
Heckwasser ging langsam der Mond auf, am Firmament glitzerten die Sterne.
Fast ein wenig kitschig. Die Stimmung war natürlich bestens!
Im Verlaufe der Nacht wurden die Geräusche unter Deck immer lauter. Das
Wasser schoss nur so an der Bordwand vorbei; Wellen ließen das Schiff
vibrieren, es knallte und jenseits der 20 Knoten begann unsere HASPA einen
hohen Ton, eine Art Pfeifen von sich zu geben.
Dann tauchte der erste Squall auf, ein lokales
Tiefdruckgebiet, in dem sich der Wind innerhalb kürzester Zeit um 5-10
Knoten beschleunigt. Da heißt es dann Ablaufen; das Schiff vor den Wind
bringen, um den Druck aus dem Rigg zu bekommen.
Der erste Squall sollte nicht der Letzte sein. Immer wieder tauchten am
dunklen Horizont diese charakteristischen hohen Wolkentürme auf, die Regen
und viel Wind beinhalteten. Wir sahen Windgeschwindigkeiten von über 32
Knoten.
In einem dieser Squalls erwischte uns eine Welle und ließ uns mit einer
neuen Rekordgeschwindigket ablaufen. 25,4 Knoten konnten wir noch an unseren Instrumenten am Mast ausmachen. Dann war nichts mehr aufgrund des starken Sprays zu lesen. Nach Jubel war uns aber nicht mehr. Irgendetwas mussten wir unternehmen, um den Druck los zu werden.
Also hieß es "all hands on deck" ... fertig machen zum Reffen! In einer
Windpause bei ca. 26 Knoten stellten wir das Schiff in den Wind und gingen
ins zweite Reff. Nach einem prima Manöver, waren wir sehr erleichtert.
Schnell unterwegs waren wir trotzdem ... bei Surfs zwischen 15 und 20 Knoten
gab unsere HASPA nach wie vor die ihr eigenen Speedgeräusche von sich.
Im Laufe der Nacht durchsegelten wir insgesamt acht Squals, die uns sehr
eindrücklich gezeigt haben, was hier draussen los sein kann; für alle
Crewmitglieder ein sehr prägendes Erlebnis. Vor der Natur ist eben immer
sehr viel Demut angezeigt.