Jubiläum auf der Ostsee – Der 10. Commodore Cup auf der Broader View
Das Jahr wird immer älter, und die ersten Herbstwinde setzen ein. Grund genug, in dieser späten Saison noch einmal an einer herrlichen Regatta in Nordeuropa teilzunehmen. Wie praktisch und wunderbar ist es, dass es den Commodore Cup gibt, der uns genau dazu Gelegenheit bietet!
Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Commodore Cup, sondern bereits um den zehnten seiner Art. Die Idee hinter dieser Veranstaltung ist es, dass junge, aufstrebende Skipper sich ausprobieren können. Unter der Aufsicht eines "Coaches" übernehmen sie erstmals die Verantwortung für die Bootsführung und haben die Gelegenheit zu zeigen, was in ihnen steckt. Bei der diesjährigen Broader View war Bende Hamann in dieser Rolle, während Max Gärtner als sein Coach fungierte.
Als letzte Startgruppe, zusammen mit der Haspa und Halbtrocken, war unser Start für 9:45 Uhr geplant. Der Wind wehte aus Südwest mit 8 – 13 Knoten. Hinter der ersten Bahnmarke Kleverberg-Ost versprach der Kurs ein langes Leg unter tiefem Raumschot bis hinüber nach Fehmarn. Während die anderen Schiffe also bis Kleverberg mit ihren Gennakern vor dem Wind kreuzen mussten, setzten wir genüsslich unseren Spinnaker 2 und hielten platt vor dem Laken direkt darauf zu. Eine Viertelstunde später änderten wir unseren Kurs dann leicht nach Luv. Unter moderaten Wind und mit zwei Halsen war bei sommerlichem Wetter Fehmarn schnell erreicht. Jetzt nahm der Wind allerdings zu und die Entscheidung fiel darauf, den S2 gegen den stärkeren S4 zu tauschen. Ein Peel! Ach! Die Schönheit dieses Manövers ist nur schwer zu beschreiben! Der S4 ging also hoch, Hendrik hing am Spibaum und spikte die noch stehende S2 aus. Es machte zart *klack, das alte Laken wehte aus und füllte kurz darauf knisternd und raschelnd unseren Raum unter Deck. Das Manöver war geglückt und wir konnten weiter Richtung Puttgarden heizen.
Hier wurde es noch einmal knifflig: Aufgrund der Tunnelbauarbeiten zwischen Puttgarden und Rødby gibt es derzeit ein gesperrtes Seegebiet auf der Regattaroute. Dank der sorgfältigen Arbeit unseres Navigators Lennart war dies jedoch bereits in die Routenplanung eingeflossen, und so segelten wir knapp an den AIS-Bojen vorbei, die das gesperrte Gebiet markierten.
Der Wind war an diesem Tag wie bestellt. Über den Tag hinweg drehte er von anfänglichen 230° auf 270°. Das sorgte nicht nur dafür, dass wir bis Puttgarden-2 komplett unter Spi segeln konnten, sondern auch dafür, dass ab Staberhuk-O wir nur ein Heading kannten: 211° direkt ins Ziel. Am Horizont tauchten nun die Schiffe auf, die in den Startgruppen vor uns losgefahren waren. Nach und nach sammelten wir sie mit unserer Broader View ein. Ein perfekter Kurs für dieses schmale Schiff und wir alle merkten, wie gern wir unsere gute alte „Brovie“ immernoch haben. Knapp scheiterten wir daran, die Germania VI auch noch hinter uns zu lassen und gingen um 18:04 Uhr über die Linie.
Über 20 Schiffe waren für dieses Jubiläum gemeldet, und so wurde der Abend im Vereinsheim des LYCs zu einem vergnüglichen Abend voller Gespräche, Musik und Tanz. Mit unserer neu zusammengestellten Crew erreichten wir den 5. Platz. Es fehlten nur knapp 17 Sekunden auf den 4. Platz, den die Crew des ASV aus Berlin gerade noch verteidigen konnte.
Im Anschluss an die Siegerehrung ging es nahtlos zur Offshore Youngsters Herbsttour über. Leider mussten uns an diesem Sonntag einige Crewmitglieder verlassen. Also machten wir uns zu siebt auf den Weg nach Bagenkop. Die Haspa, die Fritzi – eine gecharterte Dehler 30od des ASV in München, die Germania VI und die Trigon – eine Matcher 37, folgten uns. Wir staunten nicht schlecht, als die Jungs aus Bayern plötzlich von Westen (sie fuhren durch den Sund) mit ihrem Code angeheizt kamen. Eigentlich hätten wir müde sein sollen, als wir kurz vor elf Uhr im Hafen einliefen, aber es wurde wieder spät, als sich die verschiedenen Crews auf der Haspa und der Germania VI verquatschten.
Am zweiten Tag der Herbsttour wurde Eckernförde als Ziel gewählt, wahrscheinlich, um nach all dem günstigen Wind endlich einmal eine Kreuz segeln zu können. Es wurde schnell klar, dass dies zwar keine offizielle, aber dennoch eine sehr ernstzunehmende inoffizielle Regatta werden würde. Schlag um Schlag lieferten wir uns ein Kopf an Kopf Rennen mit der Haspa. Und als in der Förde auch noch die Germania VI dazu kam, war das Bild perfekt. Doch all das taktische Geschick half den anderen nichts. Am Ende wurde die schlanke Broader View mit ihren 56 Fuß genau für diesen Kurs gebaut, somit konnten die anderen nichts anderes tun, als sich die Haare von unseren Abwinden durcheinander bringen zu lassen. Noch ein letztes Mal klönten wir am Abend, allerdings dieses Mal wirklich nicht zu lange, denn am nächsten Tag waren gegen Mittag starke Böen zu erwarten, denen wir mit frühem Ablegen zuvor kommen wollten.
Als wir um halb sieben wieder auf der Förde waren und das Schwarz der Nacht einem Glutroten Morgenhimmel wich, waren wir traurig, dass es schon zu Ende mit unserer Herbsttour ging. Nach den langen Schlägen der vergangenen Tage kam uns die Strecke von Eckernförde nach Kiel besonders kurz vor, und so liefen wir rechtzeitig vor den ersten Böen mit 35 Knoten in Düsternbrook ein. Natürlich landete unser Jungskipper im Hafenbecken und da mitspringt, wer cool ist – und wir waren schon ziemlich cool – schwamm nicht nur eine einzelne Feuerqualle, sondern auch die gesamte Herbsttourcrew der Broader View im Düsternbrooker Hafenbecken. Was für eine herrliche Regatta und Tour!